Feedback annehmen

Selbstreflektion zum bewussten Umgang mit Feedback

Wie wir Feedback geben können, haben wir alle hinlänglich gehört. Es gibt unzählige Literatur, die sich mit diesem Thema auseinandersetzt. Deshalb möchte ich im heutigen Artikel den Fokus auf die Annahme von Feedback lenken.

Den Feedback anzunehmen, ist oft gar nicht so einfach. Dahinter können sich eine Vielzahl an Glaubenssätzen, Blockaden, Mustern oder Traumata verbergen, weshalb Feedback nicht immer so ankommt, wie es gemeint ist.

Um Feedback grundlegend aufnehmen zu können, ist es wichtig, dass ein gegenüber zielgerichtet kommuniziert, und du dich als Feedbackempfänger natürlich auch bereit dafür fühlst.

Meiner Ansicht nach gibt es drei Varianten, wie Feedback aufgenommen werden kann:

  • Alles ungefiltert annehmen
  • Alles rigiros abwiegeln
  • Bewusst entscheiden, welches Feedback angenommen oder abgelehnt wird

Feedback ungefiltert annehmen

Nimmst du Feedback von (jedweder) Person ungefiltert auf, bist du wie ein Schwamm. Du saugst alles auf und überführst jedes gesprochene Wort direkt in dein Selbstbild. Egal, ob das Feedback auf deine Person, ein Team oder etwas bezogen ist, woran du Anteil hast.

Dein Schutzmechanismus dahinter kann sein, dass du bspw. Konflikte vermeiden möchtest, um Harmonie zu wahren oder auch die Zugehörigkeit zu einer Gruppe durch Anpassung nicht verlieren willst.

Die Meinung deines Gegenübers zählt 100% und du identifizierst dich damit komplett. Das kann Gefühle wie Schuld, Scham, Wut, Traurigkeit, Frustration und Schmerz verursachen. Diese Emotionen richten sich aber in den meisten Fällen nicht gegen den Gegenüber, sondern gegen dich selbst, weil du wieder einmal nicht so agiert hast, wie es das Außen erwartet hat.

Dein Selbstbewusstsein sinkt noch mehr. Du fühlst dich falsch.

Oft stecken Glaubenssätze dahinter wie:

  • Ich bin nicht gut genug.
  • Ich bin nicht richtig so wie ich bin.
  • Ich bin nur wertvoll, wenn ich es allen recht mache.
  • Wenn jemand Kritik äußert, habe ich automatisch etwas falsch gemacht.
  • Ich darf keine Fehler machen.
  • Wenn ich wiederspreche, werde ich nicht mehr gemocht.

Was ist das Ergebnis? – Du schluckst runter und passt dich an.

Alles rigoros abwiegeln

In dem Fall lehnst du jedes empfangene Feedback von außen ab. Sobald du eine Botschaft empfängst, gehst du innerlich in Abwehr vor dem Gesagten. Vielleicht hörst du nicht einmal richtig zu; vielleicht unterbrichst du deinen gegenüber und gehst direkt in den Abwehrmodus. Du siehst dich (meist unbewusst) als 100%ige Projektionsfläche deines Feedbackgebers, der sein Thema 1:1 auf dich überträgt.

Dein Schutzmechanismus dahinter kann sein, dass du bspw. unangenehme Gefühle nicht fühlen möchtest oder dich in deinem Selbstwert bedroht fühlst.

Oft stecken Glaubenssätze dahinter wie:

  • Nur ich weiß, was richtig ist.
  • Fehler zugeben bedeutet Schwäche.
  • Wenn ich mich hinterfrage, verliere ich die Kontrolle.
  • Ich muss immer stark und unangreifbar wirken.
  • Veränderung ist gefährlich.
  • Ich muss perfekt sein.
  • Wenn ich etwas nicht sofort kann, bin ich unfähig.

Was ist das Ergebnis? – Du trennst dich von Menschen und wirst wenig tiefverbundene Interaktionen erleben.

Beide dieser genannten Möglichkeiten der Feedbackannahme…

…sind per se nicht falsch. Sie basieren auf starken Selbstschutzmechanismen, hinter denen undienliche Glaubenssätze, Muster, Blockaden oder Traumata stecken können, deren Ursache tief in deinem Unterbewusstsein vergraben liegen.

Diese aufzulösen, um sowohl für dich ein selbstbestimmtes Leben als auch ein verbundenes Miteinander mit anderen zu führen, sollte das Ziel sein; um schlussendlich bewusst entscheiden zu können, wie du mit erhaltenem Feedback umgehst.

Der bewusste Umgang mit Feedback

Fühlst du dich bereit, Feedback anzunehmen, solltest du grundlegend:

  • Zuhören: Den anderen ausreden lassen und selbst offen bleiben.
  • Nachfragen: Um das Verständnis zu sichern.
  • Reflektieren: Prüfen, was von dem Gesagten hilfreich ist; ohne sofort in Abwehr oder Rechtfertigung zu gehen.
  • Entscheiden: Was sinnvoll ist anzunehmen; nicht alles muss übernommen werden.

Aus Feedback heraus kannst du mögliche Lernchancen erkennen und die Verantwortung für eine Verbesserung eurer Kommunikation übernehmen.

Feedback annehmen und nachfolgend umsetzen ist nicht immer leicht, weil du in manchen Fällen knallhart ehrlich mit dir selbst sein musst. Dadurch kannst du mit Gefühlen und Blockaden konfrontiert werden, denen du lieber ausgewichen wärst.

Das tut weh, ist aber auch unheimlich erhellend und befreiend. Es fordert dich auf, über deinen eigenen Schatten zu springen – ein unheimlich schönes Geschenk für Wachstum. Denn möchtest nicht auch du glücklich sein?

Nimmst du Feedback bewusst an

…ist dabei dennoch wichtig zu beachten:

  • Du darfst entscheiden, wann du Feedback annimst. Der Zeitpunkt und deine Stimmung muss für dich passen.
  • Du darfst entscheiden, von wem du Feedback annehmen möchtest.
  • Du darfst entscheiden, was du mit dem erhaltenen Feedback tust.
  • Du darfst dir Zeit für Reflektion und Reaktion darauf nehmen.
  • Du darfst ehrlich mit dir selbst sein. Was macht das gehörte Feedback mit dir? Was löst es in dir für Gefühle aus? Wo drückt bei dir der Schuh?
  • Du darfst ehrlich mit deinem Feedbackgeber in Rückschleife gehen.
  • Du darfst, wenn du möchtest, Gefühle und Erkenntnisse, die durch dieses Feedback entstanden sind, mit deinem gegenüber teilen.
Nimmst du Feedback bewusst entgegen, gehst du in Eigenverantwortung für dich selbst und übernimmst auch Verantwortung für eine gelingende Kommunikation mit deinen Mitmenschen.